“Deutlicher und klarer” Kovac: Mit Kritik und Erfahrung ins Viertelfinale

In der Liga hängt Borussia Dortmund im Tabellenmittelfeld fest, in der Champions League beim OSC Lille winkt das Viertelfinale. Trainer Niko Kovac und Stürmer Serhou Guirassy hoffen auf Routine und die richtige Reaktion auf eine lautere Ansprache am Sonntag.

Hat laut Serhou Guirassy das BVB-Team knallhart analysiert: Trainer Niko Kovac. IMAGO/Team 2

Aus Lille berichtet Patrick Kleinmann

Die Reisen ins europäische Ausland waren für Borussia Dortmund in der laufenden Saison die wenigen Höhepunkte einer ansonsten ziemlich missratenen Spielzeit. Das Achtelfinal-Rückspiel beim OSC Lille am Mittwoch (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) kommt im März und in einer der schwersten Krisen der vergangenen Jahre zur rechten Zeit, wenn man so will.

Die vermeintliche Kür der K.o.-Spiele in der Champions League ist für den BVB aber inzwischen fast zur Pflicht geworden, denn es steht viel auf dem Spiel: Einnahmen, Prestige und Stimmung.

Die Ausgangslage ist ebenso einfach wie klar, egal ob nach 90 Minuten, 120 oder im Elfmeterschießen: Eine Niederlage bedeutet das Aus im Wettbewerb, ein Sieg den Viertelfinal-Einzug. “Es ist eine 50:50-Chance, das hat man schon im Hinspiel gesehen”, sagt Trainer Niko Kovac. “Es wird auch morgen ein ausgeglichenes Spiel und sehr eng.”

Kovac hat “einiges angesprochen”

Ein Weiterkommen wäre aus mehreren Gründen enorm wichtig. Die angesichts der bisher enttäuschenden Bundesliga-Saison mehr als gefährdete erneute Qualifikation für die Champions League bedeutet große Ungewissheit über die finanziellen Möglichkeiten im Sommer, da kämen zusätzliche Prämien recht.

Auch für das Prestige auf dem Transfermarkt und die Auslandsvermarktung wäre der abermalige Sprung unter die besten Acht Europas elementar. Sportlich ist es aktuell zudem die einzige Chance, in der immer dramatischer verlaufenden Saison positive Geschichten zu schreiben, so wie eben lange Zeit in der Ligaphase der Königsklasse und in den Play-offs gegen Sporting Lissabon.

“Ich würde gerne mindestens das erreichen, was wir im Vorjahr geschafft haben”, hofft Stürmer Serhou Guirassy. Damals hatte der BVB im Finale gegen Real Madrid gestanden, im Londoner Wembley-Stadion allerdings unglücklich 0:2 verloren.

Aktuell ist Dortmund von diesem Durchmarsch aber weit entfernt, zu schwer wiegen die Probleme der vergangenen Woche und Monate. Der abermalige Offenbarungseid der 0:1-Niederlage am Samstag gegen den FC Augsburg hatte schon Folgen, vor allem in der Lautstärke von Kovacs Ansagen. Schon die deutliche Kritik des bisher nach außen stets vor der Mannschaft stehenden Trainers nach der Partie ließ erahnen, dass es am Sonntag in der Nachbereitung unangenehm werden würde. “Ich habe einiges angesprochen und war sehr deutlich und direkt. Das war nach dem Spiel notwendig”, berichtet der Coach selbst ohne Einzelheiten zu verraten.

Der Trainer “hat uns zwei, drei Wahrheiten gesagt”

Guirassy nahm es positiv auf. “Es hat mir und allen Spielern gut getan und war sehr wichtig für das Spiel morgen. Wir haben nicht das gemacht, was wir hätten tun sollen, gegen Augsburg war es eine sehr schwache Leistung und das waren auch die Worte des Coachs”, erzählt der Guineer. “Er hat uns zwei, drei Wahrheiten gesagt, diese Kritik gehört auf unserem Niveau dazu. Damit kommen wir weiter.” Der immer noch neue Trainer weiß um die Lage: “Es ist kein angenehmes Gefühl, wir müssen uns der Realität stellen.”

Diese Realität muss aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass Kovac auch seine Startelf im Vergleich zum Augsburg-Spiel durchwirbelt. “Wir werden nicht alles über den Haufen schmeißen”, kündigt er an. “Wir haben auch schon ordentliche Spiele gespielt, und Augsburg war kein Versagen eines Einzelnen, sondern eine kollektiv schlechte Mannschaftsleistung.”

Er wisse, was er an den Spielern habe: “Sie müssen es nur abrufen.”

Und mit Blick auf den Wohlfühlwettbewerb sehen Kovac und Guirassy einen Trumpf des BVB. “Die Erfahrung meiner Mannschaft ist weitaus größer – und ich hoffe, dass das den Ausschlag gibt”, sagt der Coach und wird von seinem besten Stürmer unterstützt: “Wir haben die Erfahrung und das Niveau.” Beides muss nur unter Beweis gestellt werden.

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